Der künstliche Gangwechsel im Elektroauto
Die Fahrt im leistungsstarken Elektroauto auf der Rennstrecke sollte ein reines Vergnügen sein. Doch statt des erwarteten, nahtlos durchziehenden Elektroantriebs ertönt ein künstliches Aufheulen des Motors, gefolgt von einem simulierten Ruck, als würde ein Getriebe schalten. Diese bewusst eingebaute Unterbrechung des Leistungsflusses irritiert viele Fahrer und stellt eine paradoxe Entwicklung dar: Die Technologie, die das Schaltgetriebe überflüssig machte, holt es nun per Software zurück.
Die Technik hinter dem künstlichen Ruck
Bei reinen Elektrofahrzeugen sind mehrstufige Getriebe in der Regel nicht nötig. Der Elektromotor liefert sofort sein volles Drehmoment und kann über einen weiten Drehzahlbereich effizient arbeiten. Der simulierte Schaltvorgang ist ein rein akustisches und haptisches Feedback, das durch die Steuersoftware erzeugt wird. Der Motorleistung wird für einen Sekundenbruchteil gedrosselt, während über die Lautsprecher ein Schaltgeräusch eingespielt und oft ein spürbarer Impuls im Fahrpedal oder durch das ganze Fahrzeug erzeugt wird.
Gründe für die künstliche Rückkehr des Getriebegefühls
Hersteller führen mehrere Argumente für diese Funktion ins Feld. Zum einen soll sie langjährigen Fahrern von Verbrennern den Umstieg auf die Elektromobilität erleichtern, indem ein vertrautes Fahrgefühl simuliert wird. Zum anderen wird es als „emotionalisierendes“ Feature vermarktet, das Sportlichkeit und Dynamik suggerieren soll, besonders in leistungsorientierten Modellen. Einige Ingenieure argumentieren auch, dass es dem Fahrer eine bessere Kontrolle über die Leistungsabgabe in Kurven oder bei hohem Tempo geben könnte, ähnlich wie bei einem manuellen Schaltvorgang.
Die Kritik der Puristen und Alltagsfahrer
Viele Fahrer, die sich bewusst für ein E-Auto entschieden haben, lehnen diese Simulation ab. Sie stört das charakteristische, stufenlose und direkte Durchziehen, das die Elektromobilität ausmacht. Kritiker sehen darin ein überflüssiges Gimmick, das die Effizienz und Eleganz des Antriebsstrangs stört. Im Alltag wird der künstliche Ruck oft als störend und unecht empfunden – eine Lösung für ein Problem, das es nie gab. Die Debatte zeigt den Konflikt zwischen technologischem Fortschritt und dem Festhalten an vertrauten, aber überholten Fahrerlebnissen.