Fehlercode P1470 bei BMW: Diagnose, Ursachen und Reparatur des Sekundärluftsystems

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Was bedeutet der OBD2-Fehlercode P1470 bei BMW?

Der diagnostische Fehlercode (DTC) P1470 ist ein herstellerspezifischer Code, der hauptsächlich in BMW Fahrzeugen auftritt. Die generische OBD2-Beschreibung lautet „Sekundärluftsystem, Steuerung“. Konkret meldet das Motorsteuergerät (DME/DDE), dass ein Fehler in der elektrischen oder pneumatischen Steuerung des Sekundärluftsystems (SAS) vorliegt. Das System funktioniert nicht wie vom Steuergerät erwartet, was zu erhöhten Abgasemissionen, insbesondere in der Kaltstartphase, führen kann.

Die Funktion des Sekundärluftsystems im Detail

Das Sekundärluftsystem hat eine klare Aufgabe: die schnelle Aufheizung des Katalysators nach einem Kaltstart. Bei niedriger Motortemperatur ist die Verbrennung unvollständig, es entstehen viele Kohlenwasserstoffe (HC) und Kohlenmonoxid (CO). Das SAS bläst für kurze Zeit (ca. 30-90 Sekunden) zusätzliche Luft aus der Umgebung direkt in den Abgaskrümmer vor den Katalysator. Diese sauerstoffreiche Luft führt zu einer Nachverbrennung der Schadstoffe im heißen Abgasstrom. Dieser exotherme Prozess heizt den Katalysator rasch auf seine optimale Betriebstemperatur (ca. 400-600°C) auf, wodurch die Effizienz der Abgasreinigung von Beginn an maximiert wird.

Häufige Ursachen für den Fehler P1470 bei BMW

Ein Fehlercode P1470 deutet auf eine Störung in der Regelstrecke hin. Die Ursache kann elektrischer, mechanischer oder pneumatischer Natur sein. Eine systematische Fehlersuche ist entscheidend.

1. Elektrische Defekte und Komponenten

  • Defekte Sekundärluftpumpe: Die elektrische Pumpe ist der häufigste Ausfallpunkt. Die Kohlebürsten nutzen sich ab, der Motor blockiert oder die Lager geben nach.
  • Fehlerhaftes Sekundärluftventil (Magnetventil): Dieses Ventil steuert den Vakuumweg zum Aktuator. Es kann mechanisch kleben oder elektrisch durchbrennen.
  • Defektes Relais für die Sekundärluftpumpe: Das Relais, oft im Elektronikgehäuse im Motorraum (E-Box) verbaut, liefert keinen Strom mehr zur Pumpe.
  • Unterbrochene oder korrodierte Kabel und Stecker: Insbesondere in der feuchten und heißen Umgebung im Motorraum leiden die Anschlüsse an Pumpe und Ventil.

2. Mechanische und Pneumatische Probleme

  • Undichte oder gerissene Vakuumleitungen: Die Schläuche vom Ventil zum Aktuator oder zur Vakuumquelle werden brüchig und lassen kein Steuervakuum mehr zu.
  • Defekter pneumatischer Aktuator (Membranzylinder): Dieser öffnet und schließt das mechanische Luft-Einlassventil. Eine gerissene Membran macht ihn funktionsunfähig.
  • Verstopfte oder undichte Luftleitungen: Die Leitungen von der Pumpe zum Motor können durch Feuchtigkeit und Schmutz verstopfen oder brechen.
  • Blockiertes Rückschlagventil: Verhindert, dass Abgase oder Kondenswasser in die Pumpe zurückströmen. Kann verklemmen.

3. Weitere Mögliche Ursachen

  • Probleme mit der Stromversorgung oder Masse: Schlechte Massepunktverbindungen können die Funktion beeinträchtigen.
  • Selten: Fehler im Motorsteuergerät (DME): Ein interner Defekt im Steuergerät ist möglich, aber deutlich seltener als Defekte an den peripheren Komponenten.

Schritt-für-Schritt Diagnose und Fehlerbehebung bei P1470

Bevor Sie teile beginnen, tauschen Sie Komponenten, führen Sie eine logische Diagnose durch. Sie benötigen einen OBD2-Auslesegerät mit BMW-spezifischer Software (z.B. INPA, ISTA, oder ein gutes professionelles Scan-Tool) und ein Multimeter.

Vorprüfung und Sichtkontrolle

  • Lesen Sie den Fehlerspeicher aus und notieren Sie alle vorhandenen Codes. Löschen Sie den Fehler und führen Sie einen Kaltstart durch. Kommt P1470 sofort wieder?
  • Öffnen Sie die Motorhaube und führen Sie eine gründliche Sichtkontrolle aller Schläuche, Leitungen und Stecker des Sekundärluftsystems durch. Achten Sie auf Risse, Brüche und lose Verbindungen.
  • Hören Sie beim Kaltstart: Ist die Sekundärluftpumpe für etwa eine Minute hörbar in Betrieb (ein surrendes/brummendes Geräusch)? Wenn nicht, ist das ein starkes Indiz für einen Defekt.

Elektrische Prüfung der Sekundärluftpumpe

  1. Spannungsprüfung: Stecken Sie den Stecker der Pumpe ab. Messen Sie bei laufendem Motor (Kaltstart) zwischen den Pins des Fahrzeugsteckers. Es sollten mindestens 12 Volt anliegen. Wenn nein, prüfen Sie Relais, Sicherung und Kabelbaum.
  2. Widerstandsprüfung der Pumpe: Messen Sie den Widerstand an den Anschlüssen der Pumpe selbst. Ein Wert im Bereich von 0.5 bis 3 Ohm ist typisch. „Unendlich“ (offen) bedeutet einen Wicklungsbruch, nahe 0 Ohm könnte ein Kurzschluss vorliegen.
  3. Durchgangsprüfung: Prüfen Sie die Durchgängigkeit der Kabel vom Steuergerätstecker bis zum Pumpenstecker auf Unterbrechung.

Prüfung des Sekundärluftventils und der Vakuumleitungen

  • Funktionsprüfung Ventil: Hören/Spüren Sie beim Zündung einschalten oder beim Kaltstart ein deutliches „Klicken“ des Magnetventils. Sie können es auch mit einer 12V-Batterie direkt ansteuern.
  • Widerstandsmessung: Der Spulenwiderstand des Ventils liegt typischerweise zwischen 20 und 80 Ohm.
  • Vakuumtest: Bauen Sie den Aktuator oder die Vakuumleitung aus und prüfen Sie mit einer Handvakuumpumpe, ob der Aktuator bei Vakuum anspricht und dicht bleibt. Prüfen Sie alle Leitungen auf Dichtheit.

Reparatur, Kosten und Ist eine Weiterfahrt möglich?

Die Reparaturstrategie hängt vom gefundenen Defekt ab. Die gute Nachricht: Die meisten Komponenten des Sekundärluftsystems sind separat erhältlich und oft ohne extreme Schwierigkeiten zu wechseln.

Reparaturkosten und Teilepreise (circa)

  • Sekundärluftpumpe (neu): 150€ – 400€ (je nach Modell, OEM oder Aftermarket)
  • Sekundärluftventil (Magnetventil): 50€ – 150€
  • Vakuumaktuator / Rückschlagventil / Schlauchsatz: 20€ – 100€
  • Arbeitszeit in der Werkstatt: 1,0 – 2,5 Stunden, abhängig von der Einbaulage (oft hinter/an der Motorwand). Gesamtkosten in der Werkstatt können schnell 500€ – 800€ erreichen.

Kann man mit aktivem Fehler P1470 weiterfahren?

Ja, aber mit Einschränkungen. Das Fahrzeug bleibt voll fahrfähig, da das SAS nur eine „Umwelthilfsfunktion“ ist. Die direkten Folgen sind:

  • Erhöhte Emissionen, besonders bei Kurzstrecken.
  • Möglicherweise ein etwas rauerer Kaltstartlauf.
  • Bei der nächsten Hauptuntersuchung (AU) kann es aufgrund erhöhter HC-/CO-Werte im Leerlauf zu einem AU-Versagen kommen.
  • Die Motorkontrollleuchte (MKL) bleibt permanent an, wodurch weitere ernste Fehler möglicherweise übersehen werden.

Eine zeitnahe Reparatur wird aus Gründen der Umwelt und zur Vermeidung von Folgeproblemen (z.B. verstopfter Katalysator auf Dauer) empfohlen. Bei einigen Modellen kann eine Softwarelöschung des SAS (Codierung) eine dauerhafte Lösung sein, ist aber gesetzlich in Deutschland für straßenzugelassene Fahrzeuge nicht erlaubt.

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